Forschungsplanung Berchtesgaden 2005:
Die HFG Mühlacker hat aktuell geplant an folgenden Terminen in den Berchtesgadener Alpen zu forschen:
16. 6. bis 19.6.2005 Blaueishütte, Steinberghöhle: Ziel der Forschungsfahrt ist die Weiterforschung und Vermessung in der Steinberghöhle, biologische Aufsammlungen, sowie Wartung der Messeinrichtungen. Ferner sind Höhlensuchtouren im Blaueiskar geplant.
12.8. bis 21.8.2005 Hagengebirge, Wildpalfensystem: Hier wird die Forschung im Blinkerloch sowie im Wildpalfensystem im Vordergrund stehen. Ferner wird das Monitoring von Triphosa spec. fortgesetzt, die Datenlogger gewartet, sowie mikrobiologische Aufsammlungen durchgeführt.
Höhlenproben aus Thailand
Im März 2004 waren Tobi Geppert, Tim Geppert und Fränk AndreŽin der Tham Luang Cave in Thailand. Sie haben dankenswerterweise auch einige Sedimentproben mitgebracht, die einen weiteren Beitrag zur Erforschung tropischer Höhlen und ihrer Mikrobiologie liefern werden. Danke für den Einsatz!
Probenahme in der Tham Luang Cave ©F.AndreŽ2004
Spektakuläres Monitoring: "Triphosa" überwintert doch im Gamsbemmerllabyrinth!
Am 15. 11. 2003 ist es Benjamin Menne gelungen, vom Parkplatz Hinterbrand aus, das Gamsbemmerllabyrinth zu erreichen und erstmals die Höhle im Winter zu betreten. Ziel war eine Bestandsaufnahme der Höhlenschmetterlinge.
Im Mai 2003 hatte die bislang kalendarisch früheste Befahrung der Höhle stattgefunden. Bei diesem Termin wurden keine Höhlenschmetterlinge in der Höhle angetroffen. Die Auswertung des in der Höhle ausgebrachten Datenloggers zeigte, dass in der Höhle 4 bis 5 Monate lang Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auftreten. Im Extremfall wurde sogar zweimal nahezu 8 Grad unter Null gemessen. Das ließ Zweifel daran aufkommen, dass die Schmetterlinge (Triphosa spec.) dort überleben können. Es stellte sich nun die Frage, ob die Tiere vielleicht schon im Herbst die Höhle verlassen.
Bei schönem, kaltem Fönwetter erreichte B.Menne den Höhleneingang gegen 15 Uhr. Oberhalb von 1300m war nord und ostseitig eine geschlossene Schneedecke vorhanden. Bei ganz schwachem Luftzug einwärts wurde die Höhle prächtig vereist angetroffen. Zwischen 20 und 50 m hinter dem Eingang wurden insgesamt 52 lebende und 5 erkennbar frisch verstorbene Triphosa Individuen gezählt. Bis auf zwei Exemplare der Spezies T. sabaudiata handelte es sich um T. dubitata. Am gleichen Tag stieg Menne noch zur Wasseralm ab und war am Sonntag kurz nach 12 Uhr zurück in Hinterbrand.
Damit ist der Nachweis geführt, das Triphosa die Höhle nicht im Herbst verlässt um tiefere Lagen aufzusuchen. Ungelöst bleibt weiter die Frage, wann die Tiere tatsächlich ausfliegen.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich der Datenlogger im Gamsbemmerllabyrinth ausgetauscht. Der jetzt ausgelegte Avatel-Logger wurde auf eine stündliche Aufzeichnungsrate programmiert, so dass eine noch höhere Datendichte erreicht werden kann.
Winterlicher Eisgraben vom Eingang Gamsbemmerllabyrinth aus gesehen. ©B.Menne 2003
20 Jahre Eisgrabenforschung - Ein Rückblick
Tätigkeiten
Mit einer viertägigen Vorbereitungstour begann im September 1983 die Forschungstätigkeit der HFG Mühlacker im Hagengebirge/Eisgraben. Schon seit 1980 war die Gruppe höhlenforschend im Nationalpark tätig, zunächst in der Salzgrabenhöhle, dann im Steinernen Meer.
Im Laufe der ersten sechs Forschungsjahre konnten mehrere Höhleneingänge im Bergstock des Wildpalfen zu Deutschlands einziger hochalpiner Riesenhöhle zusammengeschlossen werden. Gegen Ende der 1980er und anfangs der 1990er Jahre verlagerte sich das Interesse der Arbeitsgruppe dann mehr auf die Erforschung der zahlreichen Klein- und Mittelhöhlen auf der Hochfläche des Wildpalfens und des Jägerbrunntrogs. Ferner wurde das Teufelshorn und die Lawand/Neuhütter Region, welche schon im Steinernen Meer liegt mit in die Geländearbeiten eingeschlossen.
Mehr als hundert Höhlen wurden in dieser Gegend systematisch erfasst und höhlenkundlich bearbeitet.
In den 1990er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der Tätigkeit zur systematischen biospeleologischen Bearbeitung der Höhlen. Monitoringprogramme für Höhlentiere, beispielsweise Höhlenschmetterlinge und Steinböcke, wurden konstituiert und über Jahre hinweg fortgesetzt. Daneben gibt es Untersuchungen zur Karstmikrobiologie, Hydrologie und Meteorologie. Dadurch gehören die Höhlen im Bereich des Wildpalfen zu den gegenwärtig umfassend bearbeiteten im Bereich des Nationalparks.
Menschen
20 Jahre Eisgrabenforschung. Eine lange Zeit aus unserer Sicht, praktisch nichts, wenn man es aus geologischer Sicht wahrnimmt.
20 Jahre Forschung in einem Team, dass wechselhafte Zeiten mitgemacht hat, in seinem Kern jedoch die ganze Zeit über Bestand gehabt hat.
Gegenwärtig ist das Potential an Neulandentdeckungen im Gebiet weitgehend erschöpft, obwohl irgendwann Neue kommen werden, andere Menschen, die neu sehen und neu entdecken werden, vielleicht auch die von uns erträumte große Fortsetzung hinein in das Herz des Hagengebirges.
Das Schwarz-Weiss Bild des Teams von 1983 zeigt die Gesichter junger Erwachsener, gerade mal 20 oder knapp darüber. Die meisten davon haben die Forschungen bis heute getragen und Ihnen soll hier ein besonderer Dank ausgesprochen werden.
Das ist zunächst der unsichtbare Fotograf selbst, Peter Rapp. Seine gute Laune hat uns immer erfreut. Er war in allen großen Höhlen dabei, hat bei den Grabungen im Biwakschluf maßgeblich mitgearbeitet, hat viel auf der Hochfläche geforscht und ist auf Olivers Film im Schlauchbrandschacht verewigt. Seine Scherze und Ideen fürs praktische, vor allem die "Eisgrabendusche" bleiben in lebenslanger Erinnerung.
Dann ist da Freimut Schmidt zu sehen, der Künstler. Eine vierstellige Zahl von Dias ganz eigenen Stils und von oft bemerkenswerter Ausstrahlung hat er in den Forschungsjahren erarbeitet. Bei der Forschung war er von Anfang an an vorderster Front. Seine Erstbefahrung des Steinschlagdomes ist unvergessen, auch die Tage und Nächte im Fahrstuhlschacht. Er hat sicher die meisten Spit in der Höhle gebohrt und er war immer der leidenschaftlichste Vertreter der "fair means" bei der Forschung: kein Hubschrauber, keine Bohrmaschine, wenig Publicity.
Seine Frau, Tabea Schmidt, ist in den Jahren die herausragende Vertreterin des weiblichen Geschlechts gewesen. Sie ist die Frau, die sich am weitesten in die wilde Höhle hinein gewagt hat, absolut mit den Männern mithaltend, ja viele sportlich auch übertreffend, Sie hatte die tollsten Ideen beim Kochen hat und hat es geschafft auch bei nächtlicher Rückkehr immer irgend wie und ohne Aufsehen den heißen Tee bereit zu haben. Ihre ganz besondere Liebe galt den Steinböcken.
Auf dem Bild ist noch Matthias Schmidt zu sehen, ein Mann der leisen Töne. Ich erinnere mich gerne an den Tag, wo wir die Seile aus dem Enttäuschungsloch heraus geholt haben und sehe Matthias, mit dem großen roten Monster beschwert, über mir die Schächte hinauf petzeln, oben im Dunkel verschwindend. Ohne seine Unterstützung wäre manches unserer Projekte nicht finanzierbar gewesen.
Auf dem Bild ist neben dem Autor dieser Zeilen weiter Wilfried Wagner, Micha Fitzer und Henric Adler zu sehen. Wilfried und Micha gehören zusammen mit Matthias und Stefan Pastrzig, Helmut Wagner, Thomas Rapp und Klaus Jakobi zu den treibenden Kräften der ersten zehn Forschungsjahre. Die großen Neulandentdeckungen dieser Zeit sind vor allem darauf zurückzuführen, dass wir praktisch drei komplette Vorstoßteams hatten, die rund um die Uhr in der Höhle arbeiten konnten. Wilfried lebt heute auf Reunion. In der Höhle hat er insbesondere alle die Stellen geknackt, die großen Räumeifer verlangten. Wie Micha war er das letzte Mal 1989 im Hagengebirge dabei. Micha hat als ausgezeichneter Kletterer als erster die "Schwarze Schlucht" durchstiegen und damit die Schlüsselstelle zum "MüMü" und den hinteren Höhlenteilen geknackt. Er hat sich auch als sehr talentierter Comic-Zeichner erwiesen. Henric war nur dieses eine Mal 1983 dabei, von ihm stammt jedoch ein sehr eindrucksvoller Text über eine Begegnung mit dem Steinwild.
Matthias und Stefan haben zusammen mit Benjamin den größten Teil der Vermessungsarbeiten durchgeführt. Matthias hat auch bedeutende Fortsetzungen entdeckt. Unvergessen ist sein überaus kühner Vorstoß in den Hauptgang von Grönland. Klaus hat sich vor allem um die Bearbeitung der Fauna des Wildpalfensystems verdient gemacht. Er war auch maßgeblich an der Erforschung des Höhlenteils hinter dem Enttäuschungsloch beteiligt. Helmut und Thomas waren gleichfalls unermüdliche Begleiter bei den Neulandbefahrungen.
In der zweiten Dekade sind Oliver Schmidt sowie Sandra Menne dazugekommen. Oliver hat neben seinem original schwäbischen Humor und seiner ganz auf Sicherheit bedachten Technik vor allem durch seine tollen Filme zum Erfolg unserer Arbeit beigetragen. Sandra ist es zu verdanken, dass wir über jede Menge Daten über die Höhlenschmetterlinge verfügen.
Insgesamt waren nach den Tagebuchaufzeichnungen über 50 verschiedene Personen forschend tätig, wozu anfangs auch einige Freunde des Münchener Höhlenvereins gehörten, allen voran Peter Lammerer
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