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AKTUELL:

20 Jahre Eisgrabenforschung

Dokumentation

Eisgrabenforschung

der HFGM 1999/2000

61 Seiten; Dezember 2001.

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Nationalpark Berchtesgaden

 Blockkriechen im Wandschacht

Bei einer Befahrung des Wandschachtes im August 2002 war es zunächst unmöglich den Schluf bei den "Rolling Stones" zu passieren. Ursache ist vermutlich eine langsame Bewegung der Blockhalde am Schachtgrund.

Der Wandschacht ist der einfachste Zustieg ins Wildpalfensystem. Der ovale Schacht hat am Einstieg einen Durchmesser von etwa 4 Metern. Er weitet sich nach unten bis auf 6 Meter Durchmesser. Der Schacht ist mit einer seit 20 Jahren ständig abnehmenden Menge Eis angefüllt. In 30 Metern Tiefe befindet sich eine Abzweigung zum sogenannten "Oberen Seitengang". Hier verlegt die Blockhalde am Schachtgrund die windurchtoste Fortsetzung nahezu vollständig. In den Jahren 1986 und 1987 wurde die Engstelle freigeräumt. Die Blockhalde führte nun in die Raumerweiterung der "Rolling Stones". Weiter über die Blockhalde absteigend wird der Rand des "26-Meter-Schachtes" erreicht. In der Engstelle verblieb damals ein einzelner Block, der die Befahrung zwar störte, jedoch problemlos von Forschern jeder Leibesfülle samt Schleifsack und Gurtzeug befahren werden konnte.

Bei einer Befahrung im August 2002 für Filmaufnahmen in der Höhle war es zunächst unmöglich die Engstelle zu befahren, da einige Blöcke zurück in den Trichter gerollt waren. Nachdem die Steine schnell wieder herausgehoben waren, stellten wir fest, dass es nicht möglich ist am Sperrblock vorbeizukommen. Selbst mit abgelegtem Gurtzeug und für den schlanksten Forscher war es unmöglich zu den Rolling Stones durchzukommen.

Diese Tatsache kann nur durch langsames Kriechen der Blockhalde in Richtung Rolling Stones erklärt werden. Dies wäre die erste nachgewiesene rezente Massenbewegung im Wildpalfensystem.

Eine Ursache dafür kann in langsamem Auftauen des Blockbodens gesehen werden. Zu Anfang unserer Forschungstätigkeit waren die Blöcke am Boden durchaus eingeeist, vor allem direkt unter dem Eisstock. Dieses Jahr war davon nichts zu bemerken. Der Eisstock taut von unter her aus. Man kann praktisch vom Schachtrand bis auf den Grund hinab sehen. Im Jahr 1984 war der Oberrand des Eises in 15 Metern Tiefe angetroffen worden. Heute trifft man in 24 Metern Tiefe auf Eis. Der tatsächliche Masseverlust (jeweils Eisstand im Hochsommer) kann in untenstehender Grafik abgelesen werden.

Lawinenschnee füllt von Zeit zu Zeit den Eisvorrat auf. In den Jahren 1987 bis 1990 wurde keine Veränderung der Blockhalde festgestellt. Der Sperrblock war gleich gut passierbar. In die gleiche Zeit fällt auch eine starke Reduzierung der Auflast durch den Verlust von mehr als 100 Tonnen an Eis.

Nachdem der Eisstock von unten her abtaut, hat in den 1990er Jahren ein Blockkriechen stattgefunden, welches den Zugangsschluf unbefahrbar verkleinert hat. Dies könnte durch den Verlust des "Bindemittels" Eis (Permafrostboden) möglich geworden sein. Insgesamt ist, gemessen an dem Sperrblock, von einer horizontalen Bewegung im Bereich von 15 Zentimetern auszugehen.

 updated: 02.10.2003

© HFGM, Benjamin Menne

 

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