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Auf dieser Seite:

Eisgraben 2003

Blinkerloch

Sinterbruchhöhle

Wildpalfensystem

AKTUELL:

20 Jahre Eisgrabenforschung

Dokumentation

Eisgrabenforschung

der HFGM 1999/2000

61 Seiten; Dezember 2001.

Bestellinformation hier

 

 

 

 

 

Höhlenplan Sinterbruchhöhle

 

 

 

 

 Hagengebirgsexpedition: Eisgraben August 2003

Wie überall in den Alpen hat der Jahrhundertsommer auch im Hagengebirge die Firnstöcke in den Schächten und Dolinen dramatisch schmelzen lassen. Dadurch wurde es uns möglich einige Schachthöhlen erstmalig vollständig zu erforschen, so zum Beispiel das Erfrischungsloch.

M. Hesse im Erfrischungsloch ©B.Menne

Der im Jahr 2000 entdeckte "Firntunnelbläser" war besonders eindrucksvoll. Wo noch letztes Jahr kaum mehr als ein Schneefeld mit Blaslöchern zu sehen gewesen ist, da klaffte heuer ein mehr als zehn Meter tiefer, imposanter Schacht. Leider reichte die Zeit nicht, den in 20 Metern Tiefe ansetzenden Schmelzwasserschacht näher zu bearbeiten. Die Höhle ist die derzeit aussichtsreichste im Gipfelbereich des Wildpalfen.

Firntunnelbläser ©B.Menne 2003

Im Blinkerloch wurde unter größten Anstrengungen weiter geforscht, um die erhoffte Verbindung zu den hinteren Teilen des Wildpalfensystems herzustellen. Dem tagfernen Canyon mit seinen markanten Stellen "Übles Loch" und "Nichts für Warmduscher" wurden zwar weitere Meter abgerungen, jedoch ist das Vorankommen in den häufig nur 20 cm breiten Spalten an der Grenze des Möglichen. An einer neuerlichen Engstelle wurde die Forschung, etwa 50m vom Wildpalfensystem entfernt, aufgegeben.

Ein zweiter Schwerpunkt der Geländearbeiten war die Jägerbrunntrog - Terrasse. Hier wurden mehrere "Karteileichen" bearbeitet.

Während der Forschungswoche setzte Oliver Schmid die letztes Jahr begonnen Filmarbeiten fort, so dass nun alle wesentlichen Eingänge des Wildpalfensystems bearbeitet sind. Freimut Schmidt hat seine vor 20 Jahren begonnene Fotodokumentation vervollständigt.

Sehr interessante Ergebnisse brachte erneut das Monitoring der Höhlenschmetterlinge Triphosa dubitata und Triphosa sabaudiata im Gamsbemmerllabyrinth. Hier ist noch ein Einsatz Ende Oktober oder Anfang November geplant.

Mit der dieser erfolgreichen Forschungsfahrt ist die Bearbeitung des Wildpalfens aus Sicht der HFGM nach 20 Jahren intensiver Arbeit in der Hauptsache abgeschlossen.

Beteiligt waren im August 2003 folgende Forscher: Manuel Hesse, Benjamin Menne, Sandra Menne, Oliver Schmid, Freimut Schmidt, Andre Wissmann und Kerstin Wissmann. (zurück)

Ein neuer Zugang zum Wildpalfensystem?

Bereits 1986 wurde der Eingang des Blinkerlochs auf der Gipfelhochfläche des Wildpalfens (Nationalpark Berchtesgaden) entdeckt. Damals war die Höhle nach wenigen Metern durch Eis verschlossen. Jetzt sind geräumige Fortsetzungen gefunden worden, die einen Zugang in die hintersten Teile des Wildpalfensystems möglich erscheinen lassen.

Der Entdecker der Höhle, Freimut Schmidt, berichtete 1986: "Man kriecht hinter dem Block in die Schichtfuge hinein, bis man auf einen kleinen Canyongang stösst. Dieser wird etwa 5m weit verfolgt, bis man dann in eine kleine Kammer gelangt, deren Boden vollständig mit Eis bedeckt ist. Westseitig kann man noch wenige Meter in eine Schichtfuge hineinschauen, die aber nicht begehbar ist."

Freimut Schmidt beim einrichten von "Balkonien", Blinkerloch; ©Freimut Schmidt

Während der Forschungswoche des Jahres 1999 wurde der Nordhang des Wildpalfens erneut untersucht. Dabei fanden Sebastian Corlik und Benjamin Menne einen Höhleneingang, der dann später als Blinkerloch identifiziert wurde. Das Eis in der kleinen Kammer war deutlich geschwunden, der Zugang in einen bewetterten Canyon frei.

Die Höhle besteht aus einer Abfolge relativ enger Canyongänge und schöner geräumiger Schächte. An den Schächten vereinigen sich immer mehrere Zubringercanyons. Zur Zeit ist die Höhle etwa 500 Meter lang und weist einen Höhenunterschied von 135 Metern auf. Die Befahrung ist nur bei Trockenheit möglich. Befahrungen bei Gewitter sind zu vermeiden, da die Höhle offensichtlich der Hauptsammler der ganzen Gipfelhochfläche ist.

Endpunkte sind mit Ende der Saison 2002 der Tiefstpunkt im "Grauen Canyon" und der stark bewetterte "Nix für Warmduscher". Hier ist man nur noch etwa 20 Höhenmeter und 80 horizontale Meter von den Schloten in "Grönland" entfernt. Allerdings sind die Hoffnungen durchzukommen insofern vorsichtig zu bewerten, da vor allem im aussichtsreichsten Canyon die Forschung an einer vertikalen 20cm Engstelle unterbrochen wurde. (zurück)

Die Sinterbruchhöhle, eine neue Kleinhöhle auf dem Gipfel des Wildpalfens

Während der Forschungswoche des Jahres 2000 wurden mehrere neue Kleinhöhlen im Bereich des Blinkerlochs aufgefunden. Eine besonders schöne Entdeckung war dabei die Sinterbruchhöhle. Nach der kluftorientierten Eingangsengstelle kommt man in eine hübsche Halle mit Firnschnee und Eisbildungen. Außerdem sind im bergwärts ziehenden Canyon zahlreiche helle Sinterbildungen und Tropfsteine zu sehen. Diese zeigen alle die in diesen alpinen Regionen üblichen Degenerationserscheinungen. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt 15m. (zurück)

Basisinformation zum Wildpalfensystem

Die Höhle ist ein komplexes System mit einer Gesamtganglänge von etwa 6 Kilometern. Der Höhenunterschied zwischen höchstem und tiefsten Punkt beträgt 384m. Zur Zeit sind vier Eingänge zwischen 1945 und 2104m Höhe bekannt.

Charakteristisch für die Höhle sind lange und zuweilen auch enge Canyongänge, die etwa die Hälfte der Gesamtstrecke ausmachen. Der grösste Raum der Höhle ist der über 100m lange MüMü, die tiefste Schachtzone, der etwa 200m tiefe "Fahrstuhl". Ferner sind geräumige Horizontalgänge in zwei Höhlenstockwerken vorhanden. Im oberen Höhlenstockwerk in etwa 1940-1980 m Höhe sind unterhalb des Wildpalfengipfels teils massive alte Sinterbildungen festzustellen. In den Höhlenteilen, welche unter dem Eisgrabenrücken liegen, ist praktisch keine Versinterung festzustellen. Das untere Stockwerk auf etwa 1800m Höhe ist durch sandige Sedimente gekennzeichnet. Tiefenfortsetzungen enden in Siphonen oder in unbefahrbar werdenden Canyons.

Spaziergang/Wildpalfen Foto ©Freimut Schmidt

Die Eingangsregionen weisen temporäre (Gamsbemmerllabyrinth, Canyon 1984) und permanente Eisbildungen (Enttäuschungsloch, Wandschacht) auf.

Im Eingangsbereich des Gamsbemmerllabyrinths wird schon seit Beginn der Forschungen eine große Population des Höhlenspanners Triphosa dubitata beobachtet. Wie auch in anderen Höhlen der Berchtesgadener Alpen, gibt es an einer Stelle des Höhlensystems einen Fledermausfriedhof mit zahlreichen an Ort und Stelle belassenen Mumien. In der Höhle wurden grundlegende mikrobiologische Untersuchungen durchgeführt.

Das derzeitige Höhlenende kann, startend am Parkplatz Königssee, schnellstens innerhalb von zwei Tagen erreicht werden. Die in der Höhle befindlichen Einbauten sind Eigentum der HFG Mühlacker. Die Benutzung dieser Einrichtungen durch Dritte erfolgt vollständig auf eigene Gefahr. Es wird insbesondere darauf hingewiesen, das nicht alle Einbauten gewartet sind, sondern das dies entsprechend der derzeitigen Forschungssituation geschieht. Manche Seile sind schon seit mehr als 10 Jahren nicht kontrolliert worden. Aufgrund der naturschutzrechtlichen Situation und der laufenden biologischen Forschungsarbeiten sollten Befahrungsansinnen mit der HFGM abgesprochen werden. (zurück)

 updated: 02.10.2003

 

 

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